Der Auftrag von Wiener Wohnen an das
Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes
- Die Kündigung jüdischer Mieter*innen
- Verfolgung widerständiger Mieter*innen von Gemeindewohnungen
- Geschichte des Wohnungsamtes
- Namen von Verfolgten und Widerständigen des Wohnungsamtes
Die Wiener Gemeindebauten waren in der Zwischenkriegszeit des 20. Jahrhunderts eines der bahnbrechenden Projekte der sozialdemokratischen Wohnungs- und Sozialpolitik, das bis heute eine weltweite Würdigung findet. Nach dem „Anschluss“ Österreichs an NS-Deutschland im März 1938 gingen die Gemeindebauten – mit der gesamten Stadtverwaltung – in Besitz und Verwaltung der Nationalsozialisten über. Antisemitismus war für viele jüdische Mieter*innen schon in den Jahren davor spürbar. Die systematische Entrechtung, Beraubung und Verfolgung setzte aber unmittelbar im Frühjahr 1938 mit einer unvorstellbaren Brutalität ein. Die Kündigungswelle ab dem Sommer 1938 stellte eine der ersten behördlich organisierten nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen dar. Jüdische Geschäfte und Lokale in den Gemeindebauten wurden „arisiert“, Arztpraxen zwangsweise übernommen oder geschlossen, Hausmeister*innen verloren ihre Stelle. Parteidienststellen, Hitler-Jugend und andere nationalsozialistische Institutionen zogen in die Wohn- und Lokalflächen ein, die geräumten Wohnungen wurden Parteileuten und Sympathisant*innen zugesprochen.
Auch Gemeindebaubewohner*innen, die Widerstand leisteten, gerieten in die Mühlen der nationalsozialistischen Verfolgungsmaschinerie. Ob politisch organisiert oder individuell, ob aus einer Fundamentalopposition heraus oder aus spontanen Beweggründen: Gegner*innen und Kritiker*innen wurden verhaftet, in Konzentrationslager eingewiesen oder durch die NS-Unrechtsjustiz verfolgt und im Wiener Straflandesgericht hingerichtet.
Das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) erhielt im September 2022 von Wiener Wohnen den Auftrag die Geschichte des Gemeindebaus und des Wohnungsamtes in der NS-Zeit zu erforschen, Menschenschicksalen nachzugehen, Akteure festzumachen und für die Dissemination der Rechercheergebnisse eine Materialsammlung anzulegen. Das Projekt wurde Ende Februar 2025 abgeschlossen. Das DÖW wird mit Jahresende 2025 einen Sammelband mit ausgewählten Aspekten der Forschungsarbeiten vorlegen. Darüber hinaus werden die von Wiener Wohnen geplanten Aktivitäten – Ausstellungen, künstlerische Bearbeitungen, Rundgänge durch Gemeindebauten, Website – mit der im Projekt erworbenen Expertise unterstützt.
Das Projekt-Team des DÖW
Projektleitung
Mag.a Dr.in Claudia Kuretsidis-Haider
Projektmanagement
Christine Schindler, BA MBA
Projektmitarbeiter*innen
Mag. Michael Achenbach
Dr. Peter Autengruber
Mag.a Jutta Fuchshuber
Dr. Manfred Mugrauer
Dominik Richter
Mag. Wolfgang Schellenbacher
Dr.in Ursula Schwarz
Dr.in Brigitte Ungar-Klein